75 Jahre Ev. Bläserchor Neckarsteinach
„Am 1. Febr. 1946 wurde auf Anregung des Ortspfarrers Herrn Eichner an den Organisten und Gemeindehelfer Herrn Gg. Huber das Ansuchen gestellt, einen Bläserchor ins Leben zu rufen.“
(Georg Huber, aus seinem ersten Jahresbericht 1947)
Es ist ziemlich genau 75 Jahre her, da trat der Bläserchor Neckarsteinach zum ersten Mal öffentlich auf. Damals noch aus genau zwei Personen bestehend. Über die vergangenen 7 Jahrzehnte hat er sich prächtig entwickelt und zahlreichen Bläserinnen und Bläsern bis heute eine musikalische Heimat gegeben.
Mit wenigen kläglichen Überresten aus der Vorkriegszeit, bestehend aus völlig verrosteten Instrumenten des früheren Posaunenchors (1923 – 1926) und weiteren Hinterlassenschaften der im Jahre 1939 aufgelösten Stadtkapelle, begann die Geschichte des heutigen ev. Bläserchores in Neckarsteinach.
Ein Name steht für diesen Neubeginn im Jahre 1946: Georg Huber. Der Organist machte es sich mit unbeschreiblicher Liebe und Mühe zu seiner Aufgabe, in einer noch durch die Kriegsfolgen geprägten Zeit die Instrumente wieder gebrauchsfertig machen zu lassen und junge Menschen zu Bläsern auszubilden. Eine Aufgabe, die aktuell geblieben ist bis in die heutige Zeit.
Der allererste Auftritt war ein Duett mit seinem Sohn Richard. Mit dem Choral „Ich will dich lieben, meine Stärke“ traten die beiden schon im Februar 1946, also noch im Gründungsmonat, anläßlich eines Gemeindeabends in Darsberg an die Öffentlichkeit.
Noch im gleichen Jahr stießen Trompeter Karl Henrich und Tenorhornist Erich Herion zum Chor dazu. Und Heinrich Jeck konnte nach längerem Bemühen für die Tuba gewonnen werden, die anfänglich wegen „…der Größe niemand übernehmen wollte„. So hat es jedenfalls Georg Huber in seiner Chronik zum 10-jährigen Bestehen des Chores festgehalten.
Kurz hintereinander kamen dann noch Christian Ebert als erster Flügelhornist und Reinhard Seifert als Trompeterlehrling hinzu, und so konnte sich der Chor noch im Jahre 1947 „mit beachtlichen Leistungen in der Öffentlichkeit“ sehen und hören lassen.
Ein Beginn, aus dem mittlerweile 75 kirchenmusikalische Neckarsteinacher Bläserchor-Jahre wurden. Wir nehmen dies gerne zum Anlass, sowohl an den mühsamen Anfang und die schweren Nachkriegsjahre zu erinnern, aber auch daran, welch Freude an der Musik, viel Gemeinschaftsgefühl und unzählige schöne Erlebnisse in den kommenden Jahrzehnten folgen sollten.
Besonders dankbare Erinnerungen verbinden wir mit Christian Ebert, der von 1966 – 1999 unser Chorleiter war und sich stets mit Elan, Kompetenz und Neugier an neue musikalische Herausforderungen gewagt hat. So konnte sich das Repertoire des Chores fortwährend erneuern und ausweiten. In dieser Tradition leitet auch Klaus Thieme seit 1999 mit sicherer Hand und musikalischem Sachverstand den Chor.
Ein wesentlicher Teil der Pflege der Geselligkeit war die Teilnahme an besonderen Ereignissen außerhalb Neckarsteinachs. Exemplarisch sei an den mehrtägigen Ausflug nach Grein an der Donau im Jahre 2006 erinnert. Dann 2008 die Teilnahme am ersten bundesweiten ev. Posaunentag in Leipzig.
„Luther in Brass“ hieß das Motto 2012, wo der Bläserchor bei einem Workshop und Konzert mit Mnozil Brass und May be Bopp in Worms aktiv dabei war. Und 2016, im Jahre unseres 70-jährigen Bestehens, die Teilnahme am zweiten ev. Posaunentag in Dresden.
Die Jugendarbeit blieb in allen Zeiten eine Herausforderung. Viele junge Menschen haben eine musikalische Ausbildung bei uns durchlaufen. Nicht wenige haben den Chor wieder verlassen, bedingt durch den schulischen/beruflichen Werdegang oder andere Interessen. Seit 2015 bildet der Bläserchor in Kooperation mit den Musikfreunden 1957 e.V. Neckarsteinach und der Musikschule Neckargemünd Jugendliche aus, die seitdem bereits viele Konzerte und Feste mitgestaltet haben. Wir hoffen, dass auch diese Arbeit „nach Corona“ wieder neue Fahrt aufnimmt.
Wie auch in früheren Jubiläumsjahren hatten wir uns für dieses Festjahr so viel vorgenommen. Ein Probenwochenende mit dem Landesposaunenwart und einen Festgottesdienst im Frühjahr waren schon fest eingeplant. Dirigent Klaus Thieme hatte schon lange ein musikalisches Programm konzipiert und dafür sogar eine Uraufführung in Auftrag gegeben – aber all dies kann nun, wie so vieles, unter Corona-Bedingungen nicht stattfinden. Auch wir müssen mit großem Bedauern unser 75-jähriges Jubiläum zunächst auf unbestimmte Zeit verschieben.
Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Sobald es die Situation wieder zulässt, werden die Instrumente geölt, die Lippen trainiert, die Atemtechnik auf Vordermann gebracht und das musikalische Gehör reaktiviert. Und dann werden auch wieder Bläserchortöne in der Kirche erklingen – sowohl zu Gottesdiensten als auch zu unserem 75. Jubiläumskonzert, das auf jeden Fall nachgeholt wird!